Dienstag, 28. September 2010

Platz 2 beim Neuseen MTB Marathon in Zwenkau


Der seit Samstag ununterbrochen regnender Regen, dazu eine Unwetterwarnung, das ließ für den Renntag eigentlich nichts Gutes erwarten. Ein Wechselbad der Gefühle nahm seinen Lauf. Es fing gut an. Rad aus dem Keller holen ... dong, dong, dong ... ausgerutscht und auf dem Allerwertesten die Treppen runter ins Untergeschoss. Anschließend fuhr ich erstmalig ca. 30 km vor Marathon-Ikone Guido Aßmann, teilweise konnte ich mich sogar etwas absetzen und wurde erst kurz vorm Ziel übersprintet. Bevor alle denken der Renner spinnt, dies gelang mir auf der Anreise und mit dem Auto. Also mit dem Guido im Schlepptau trotz Umleitung wegen des Rennens der Frohburger Dreiecke pünktlich am Belantis Park eingecheckt. Nach dem Abholen der Startunterlagen kurz einen Blick ins Bikodrom geworfen. Alles klar! Schlamm und Morast so weit das Auge reicht. Umgekleidet, für lang-lang entschieden. Kurz lauwarm gefahren und sich dann bei Dauerregen und 9 Grad zu den anderen 20 Bekloppten der Langdistanz in den Schlamm gestellt. Die 95-km- Distanz war aufgeteilt auf 5 Runden. Die heute wieder anwesende Flaschenfee hatte den Start etwas verpasst und so war ich froh, meine Jacke bei Kristin vom Fast-Team los geworden zu sein. Startschuss und ab. Den Beginn nicht verpennt und es gelang mir die ersten 10 km über noch recht festen Boden in der Spitzengruppe drin zu bleiben. Irgendwann setzten sich der Guido A. und Ronland K. etwas ab. Dann scharf links und rein in den ersten langen Singeltrail. Das Geläuf naß und etwas tief, aber im Vergleich zu dem, was uns in Runde 4 und besonders 5 noch erwarten sollte, der reinste Asphalt. Das Tempo wurde allmählich zügiger und ich hatte mich an Danny Dittmanns Hinterrad festgebissen. Durch ein tiefes Wasserloch und schon war die Zwischenzeitnahme erreicht. Rauf auf ein Stück befestigten Weges und ich musste die Gruppe fahren lassen. In der Hoffnung auf eine weitere Gruppe umgedreht und, oh Gott, kein Jemand in Sicht. So begann hier, bis auf eine kurze Unterbrechung, mein 80 km Einzelzeitfahren. Dann fiel aus der Spitzengruppe ein junger Fahrer vom RC Dresden zurück. Eigentlich Straßenfahrer und erst im zweiten MTB Rennen. Er fand Mountainbiken total geil, nur sein Rad würde nicht richtig funktionieren. Ich sagte bloß, dass wir aber schon noch 4 Runden hätten und funktionieren in dem Sinne tut bei den Bedingungen hier kein Bike tun. Na ja, ein richtiges Fahren wurde das nicht, mal vornweg, dann wieder hinterher. Irgendwann stieg er dann aus. Also erste Runde ging ganz gut und die zweite auch. In der dritten Runde wurde es dann auf Grund der anderen gestarteten Distanzen zunehmend voller. Die Bremsen machten mittlerweile auch bei mir ihr eigenes Spiel. Die Bremskolben gingen nicht mehr zurück und so verbrauchte ich meine Beläge, auch ohne das sowieso nicht benötige Bremsen. Es tat halt bloß in den Ohren weh. Also aus der dritten Runde zurück über die Autobahnbrücke, dem lieben Frauchen meine Speisewünsche zugerufen und wieder rein in dieses asslige Schlammodrom. Beim Verlassen dieser Schweinesuhle mit gefühlter halber Schrittgeschwindigkeit sah ich am oberen Beckenrand den Guido mit dem Bike über den Schultern davonzittern und ich dachte so, der hat es wenigstens hinter sich. Plötzlich riss mich der Mark erschütternde Schrei "Hans gib alles" aus einer gewissen Lethargie. Abgefeuert von Rico Lasseck, dem Gesamtdritten über die drei Runden. Also höchstmotiviert die restlichen Meter durch die Gülle hoch auf die Brücke und zur Verbottlungsstelle. Aus den Händen meiner guten in einem Halbkörperkondom steckenden, durchnässten und frierenden Frau eine neue Bottle und 2 Gels empfangen. (durch das Rumkramen mit den halbsteifen Fingern in diesen viel zu kleinen, wer hat den Scheiß dort draufgenäht?, Trikottaschen des Vereinstrikots waren mir zwei selbige entglitten). Auch bedingt durch einige Ausfälle lag ich nebenbei bemerkt auf Rang 6 und was wichtiger ist, auf 2 in der AK hinter Altmeister Andre Meyer. Also das Optimum, was es zu verteidigen galt. Den Andre schlägt in seiner derzeitigen Form bei den Senioren eh nur der Jens "Rock" Scholze. Der war aber nicht am Start, wurde halt lieber Senioren-Meister bei der DM. Also wieder die ersten 10 km über relativ festen Untergrund und dann zum vorletzten Mal in die vier folgenden Schlammtrails. Nachdem nun das gesamte Starterfeld durch war einfach alles nur noch Schlamm. Der Race King spätestens jetzt nicht mal mehr semioptimal. Aber egal, einfach durch und auf dem Bock bleiben. Und dann war er wieder da, dieser leidliche Harndrang. Ist das jetzt die langsam einsetzende Altersblasenschwäche oder war es der Kapillarwirkung durch den, ach ja, noch zu erwähnenden Dauerregen geschuldet. Also diesmal keine Experimente, sondern kurz gestoppt und dann gesittet.... Drauf und weiter. Kurz darauf im Schlammtrail 3 dann doch mein erster Abgang. Vorderrad weg und auf in die Suhle. Handschuh zerrissen, Beinling zerrissen alles egal, aber ohne den abgerissenen Ergon Barend wollte ich nicht weiter, weil zu teuer. Das Ding nach kurzem Suchen gefunden und in diesen riesigen Trikottaschen verstaut. Nur hatte jetzt der verbliebene Griff freies Spiel, was er weidlich nutze. Dann zum vorletzten Mal in den vierten und auch längsten Schlammabschnitt. Da waren auch ein paar richtig tiefe Wasserlöcher und in eins davon ging ich ordentlich baden. Aber da ja klitschnasse Klamotten nicht noch klitschnasser werden können, war eigentlich der Gestank der Brühe das Unangenehme. Und dann wieder über die Autobahnbrücke, meine Heike stand Gott sei Dank auch noch da und hinein ins Schlammodrom. Mittlerweile war es ein richtiger Kampf, da überhaupt noch fahrend durchzukommen. Beim Verlassen dieses wiederlichen Ortes war dann schon gar keine Streckenbegrenzung mehr da und ich mußte mich durch das Heer der anstehenden Bikewäscher durchwurschteln. Ich hoffe, ich hab keinen von euch behindert, ihr Nasen. Wer konnte denn ahnen, dass so ein paar Bekloppte noch ne fünfte Runde fahren. Also wieder hoch auf die Autobahnbrücke zur Verbottlungsstelle. Da kam mir der frischgeduschte Guido entgegen, der seine unverbottelten Bottles einsammelte. Mit meinen halbzugesetzten Ohren vernahm ich bloß was von Rad kaputt, was ich mit einem "Ich fahr mal noch schnell so ne verschissene Runde" beantwortete. Über Runde fünf gibst nichts Aufregendes zu berichten. Die Strecke war in den Trailabschnitten kaum noch fahrbar. Nur noch eine einzige Schinderei. Dem frierenden jungen Mädchen am zweiten Streckenposten bot ich noch einen Tausch an, den sie aber mit einem müden und gequälten Lächeln ablehnten. An der Stelle vielen Dank an alle Freiwilligen. Die standen auch den ganzen Tag bei dem kalten und nassen Wetter in dieser Einöde rum. Dank auch an die sehr zuvorkommenden Verpfleger. Top! Der Affe bekam sein Futter. Verfolger waren weit und breit keine zu sehen. Also nochmal an der gleichen Stelle Pinkelpause. Macht mir ja langsam Sorge. Nach dem letzten Schlammtrail noch mal über diese bisher noch nicht erwähnte Wiese. Das gibts gar nicht. Vielleicht 200 Meter lang, satte 2-3 % Steigung, aber knöcheltiefer Morast. Gerade so nicht umgekippt und durchgewühlt. Auf den letzten 3 Kilometern die Füße etwas hoch genommen, denn zur Zieleinfahrt ging es noch ne halbe Runde durch das Schlammodrom und Substanz war spätestens seit dieser Wiese keine mehr da. Also mit letzter Kraft ins Ziel geschlammt und dort mit dem Andre M, dem Gesamtzweiten abgeklatscht. Wir standen beide da wie zwei Schüttelfrostige und Andre meinte bloß "Wir sind doch wirklich bekloppt, oder sagt doch mal" Das aus dem Munde von so einer ollen Kampfsau... Nee, war schon hammerhart. Der Rest ist schnell erzählt. Der Veranstalter hatte es jetzt aber eilig. Der hektischen Siegerehrung aus Respekt zitternd beigewohnt. Wenigstens Sieger Ronald Kunz war geduscht , der Zweite stand versifft dort oben und der Dritte, Danny Dittmann, gar noch unter der Dusche. Die AK-Siegerehrung wurde aus Zeitgründen abgesagt. Nebenbei waren auch noch etliche auf der Strecke. Im Duschcontainer erfuhr ich, dass man seinen Preis aber noch abholen könne. Also wieder rein ins stinkig Enganliegende, runter ins Siffodrom und der gerade abwandernden Präsentewegträgerin Andre´s und meinen Geschenkbeutel entschwatzt. Dann endlich unter die herrlich lauwarme Dusche und ab zur Droschke und nach Hause. Die beiden Belantis-Eintrittskarten, die im recht üppigen Startgeld enthalten sind, konnten wir leider nicht mehr nutzen. Wie auch, 16.30 Uhr ihr Pfeifen von Veranstalter. Abzocke ober Verarschung, wie man will. Trotz allem oder gerade deshalb wird die Veranstaltung im Ordner "Weeste noch damals" abgeheftet.
Montag Mittag das Waldfahrrad zwecks Wiederherstellung beim Stein Udo abgegeben und 24h später die Meldung aus dem Headquarter " Your Forest Bike is ready to the independence day race". Danke Udo für den perfekten Raceservice!
Na dann, bis zum Sonntag zur nächsten Sauerrei, diesmal rund um den Adelsbergturm Ach ja und der Guido A. wurde schon wieder gesichtet beim letzten Feinschliff in der rennentscheidenden Kurve des bevorstehenden ABM :-))) Gugs du hier.
Es grüßt Dieter M. Birr






3 Kommentare:

  1. Hallo Hans "Maschine Birr",
    Hut ab vor der Leistung von Euch beiden Helden, glaub mir, ich weiß wie das ist sich im Schlamm zu schinden. Ciao Frank

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  2. Ich distanziere mich hiermit ganz klar von dem bekloppten Aßmann im Video. Ähnlichkeiten sind rein zufällig.

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