Mittwoch, 10. September 2014

Tuja Grenzland Radmarathon Grünheide

Nach einem Jahr Pause standen die Renner´s mal  wieder am Start beim Grenzland Radmarathon in Auerbach. Start und Ziel war auch diesmal im nahen Waldpark Grünheide.

Start im Waldpark Grünheide

Vorweg ein großes Lob an den Veranstalter für die gute Organisation und die äußerst liebevolle Betreuung unterwegs. Lediglich die teilweise sehr bescheidenen Straßenverhältnisse in Tschechien nervten , zumindest mich. Also 8.00 Uhr Start zusammen mit den 200km Startern und wieder mit dabei, wie schon in Teplice, Vereinskollege Michael Schürlein. Diesmal ging es zusammen auf die 160ziger Strecke. Für Heike fiel der Startschuss über die 85km eine Stunde später.

Ortsdurchfahrt Klingenthal

Auf der ersten langen holprigen Abfahrt nach Auerbach runter verabschiedete sich eine meiner Trinkflaschen recht spontan aus dem ihr zugewiesenen Flaschenhalter. Fing ja gut an. Dann die erste Streckenteilung, das Feld dünnte merklich aus und langsam entstand eine 6er Gruppe, die fast bis ins Ziel zusammen blieb. Es folgte der Anstieg nach Schöneck hoch und die Strecke führte über die Talsperre Muldenberg an der Vogtland Arena vorbei nach Klingenthal.

Erste Verpflegung an der Grenze

Unmittelbar vor der Grenze stoppte die Truppe nach 50km an der ersten Verpflegungstelle. Anschließend passierten wir gemeinsam die Grenze nach Tschechien und mit Kraslice die erste Stadt im Nachbarland. Jetzt folgte der kurze Anstieg nach Jindrichovice, dort links ab und es begannen wieder diese vielen Kilometer mit den schlechten Straßen. Nach der Ortsdurchfahrt Nejdek kam der erste längere Anstieg nach Nove Hamry und weiter nach Horni Blatna. Im weiteren Verlauf nach Pernik und Abertamy in Richtung Bozi Dar wurden die Straßen zusehends besser, dafür das Wetter schlechter. Zu dem in mir aufkommenden Hunger gesellte sich noch ein Ast hinzu. Kaum gegessen und fast nichts getrunken, keine Ahnung, wann ich das letzte Mal so dilettantisch geradelt bin. Während mir dann so langsam dämmerte, dass die nächste Verpflegung sicher erst oben auf dem Fichtelberg ist, musste ich die Gruppe fahren lassen. Zeitgleich begann es zu donnern, es wurde düster und ein heftiger Regen setzte ein. Binnen kurzer Zeit waren die Klamotten durch und aus dem Regen wurde ein Starkregen. Beim Passieren des Ortsschildes Bozi Dar dachte ich bloß, Gottesgrab statt Gottesgab. Irgendwie kämpfte ich mich so halbwegs wieder an die Truppe ran und erreicht endlich mit den anderen völlig durchweicht das Verpflegungszelt auf dem Fichtelberg.  

Unwetter auf dem Fichtelberg

Rein ins Trockene, aber auf Grund der Nässe wurde es jetzt langsam kalt unter dem Lycra. Also neben reichlich Essen flößte ich mir vier Tassen Kaffee ein. Keine Ahnung, ob das gut ist, war mir in dem Moment auch egal. Zumindest der Motivation war es zuträglich.

... kein Neopren sondern einfach klitschnass

An der Stelle vielen Dank den Helfern im Zelt, die sich rührend um uns kümmerten, ihre privaten Jacken zum Aufwärmen reichten, ihren letzten gelben Sack gaben und genügend blaue Müllbeutel opferten. Während ich mir einen davon unter die Jacke stopfte, fertigten sich andere Regenponchos an. Als der Regen etwas nachließ, machte sich der lustig anzusehende Entsorgungstrupp auf die Weiterfahrt.

... Müllsäcke zweckentfremdet benutzt

Auf den folgenden 25 bergab Kilometern hörte die Regen plötzlich auf, die Sonne kam raus, die Klamotten wurden trocken und die Stimmung hellte auf. Doch zu früh gefreut. Auf der Straße von Horni Blatna nach Potucky  holte uns diese verdammte Wolke vom Fichtelberg wieder ein und es begann dermaßen was von zu regnen. Die Straßen standen unter Wasser. Einige wollten anhalten, ich nicht und so fuhr ich vorweg in der Hoffnung, nicht zu stürzen. Weil zu sehen war eigentlich fast nichts und so schwammen wir über den Fidschimarkt wieder rein nach Deutschland. Den Autofahrern, den es wahrscheinlich Spass machte uns mit rassanten Pfützendurchfahrten einzusauen sei gesagt, nässer als nass geht nicht ihr ....

... und weiter geht's im strömenden Regen

Im Verlaufe des Anstieges durch Johanngeorgenstadt Richtung Oberwildenthal lies der Regen dann allmählich nach, allerdings auch meine körperlich Leistungsfähigkeit. Ja, wer zu blöd ist sich entsprechend zu verpflegen ... passiert mir nicht so schnell wieder. Hier fiel die Gruppe jetzt auch auseinander.

... glücklich wer dem Regen entkam

Eine echte Schrecksekunde dann auf der Abfahrt nach Wildenthal runter, eine halbseitig gesperrte Straße, zwei Rettungswagen, aufgeregt gestikulierende Autofahrer und ein einsam dastehendes Rennrad ließen Schlimmes befürchten. Logischerweise hielten wir an. Kurz vor uns war in der Kurve ein Teilnehmer des Marathons in die Leitplanken geknallt, weil ihm wohl ein Auto die Kurve geschnitten hatte. Kurz nach uns traf auch die Polizei ein. Während wir denen noch erklärten dass es sich hier um eine Radsportveranstaltung handelt, bekamen wir mit, dass der Notarzt wohl einen Rettungshubschrauber anforderte. Da beschleicht einen schon ein mulmiges Gefühl. Dem unbekannten Verunfallten auf alle Fälle die besten Wünsche zur Genesung !!!!
Jetzt war nun bei mit irgendwie ganz die Luft raus. Mehr oder weniger motivations- und kraftlos ging es auf die letzten 20 Kilometer. Nach der Ortsdurchfahrt Eibenstock kam neben den ersten Krämpfen noch der Anstieg durch Schönheide und die wellige Waldpassage zum Waldpark hoch. Zum Schluß drückte ich noch mal etwas aufs Tempo oder so, um wenigstens unter sechs Stunden Fahrzeit zu bleiben, was mir mit 5:59h gerade noch gelang.

... Frauengruppe mit männlicher Begleitung

Im Ziel erwartete mich schon mein liebes Frauchen. Nach einem Teller Nudeln, einem alkoholfreiem Bier und einer kalten Dusche war der Ausflug zu einem sehr wechselvollem Radmarathon im Vogtland dann auch zu Ende.
Am kommenden Wochenende starte ich dann mal wieder allein und zwar beim Weltkultour Radmarathon in Regensburg, in der Hoffnung auf einen spannungsärmeren Verlauf. 

... 6 Stunden Lebenszeit miteinander verbracht

3 Kommentare:

  1. Danke Hans für Deinen guten Bericht! Hast Du was dagegen, wenn wir diesen auf unserer Seite verlinken? Wir wollen damit zusätzlich zu den Fotos noch die Emotionen der Fahrer wiedergeben.
    Viele Grüße Thomas/Orga-Team Grenzland Radmarathon/event@grenzland-radmarathon.de

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  2. Könnt Ihr gern machen, wenn´s dafür taugt. Hab mir ja die Bilder auch bei euch gemobst.
    Bis nächstes Jahr LG Hans

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  3. Hallo Hans,

    Sehr schöner Bericht und immer treffend formuliert.

    Vg. Thomas (Zielfoto re.)

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