Freitag, 4. Juni 2010

...back from Hungaria

Das kann ja heiter werden ...
Nach einem geruhsamen Pfingstwochenende machten wir uns am Dienstag dem 25.5. auf den Weg nach Ungarn. Nach 950km und 11h Fahrzeit kamen wir in Eger an und bezogen unsere FeWo. Was sich auf der Fahrt schon andeutete wurde am Mittwochfrüh Gewissheit. Mein liebes Frauchen lag mit Fieber und den dazugehörenden Umständen einer schweren Grippe im Bett. Also schleppte ich alle bekannten und erhältlichen deutschen Arzneien aus der Apotheke ans Krankenbett und verabschiedete mich für die nächsten Stunden in den Wald. Auch der Donnerstag verlief nach dem gleichen Muster. Krankenpflege und Training. Nach den beiden Tagen war klar: Strecke steil rauf-steil runter, das Ganze schön schlammig und auf alle Fälle M-King. Am Freitag kam dann wieder der große Regen und blieb bis Samstag Nacht. Prima, zeitgleich verspürte ich das erste Kratzen im Hals. Also Training aussetzten und statt dessen machten wir anderthalbkranken einen Ausflug mit dem Auto durch den Bükk Nationalpark und das ließ einiges erahnen. Auf der Nordseite des Parks sah man dann ganz deutlich die Auswirkungen der Unwetter die den Nordosten Ungarns in den letzten Wochen heimgesucht hatten. Überflutete Felder und Straßen, reißende Bergbäche, entwurzelte Bäume Geröll und Sandsäcke zu Hauf, das ganze Programm. Zudem schüttete es weiter. Der Infekt fühlte sich auch immer wohler in mir und so hätte ich das Rennen am liebsten ...
Das Rennen ...
Aber wie es so ist. Sonntag Morgen, kein Regen dafür Sonnenschein. Heike ging es auch wieder etwas besser. Also los. In einer halben Stunde war der Startort Silvasvarad erreicht. Der "Caprine MTB Marathon" ist das größte und schwerste Mountainbike Rennen in Ungarn. Dementsprechend groß war das Areal mit einem Riesenzelt und fetter Livemusik. Bei mir die üblichen Vorbereitungen und ab in die Startaufstellung mitten unter die anderen 1500 Starter. Mit dem donnernden "Fire" von Scooter ging ich dann Punkt 10.00Uhr mit weiteren 150 Bikerz auf die 117km Langdistanz. Raus aus dem Stadion und gleich ging es in den ersten 14 km Anstieg. Die Hälfte davon war asphaltiert und mäßig steil. So fand ich ohne zu überziehen ein gutes Tempo und kam im Feld ein Stück nach vorn. Oben angekommen standen auch die ersten 700hm auf dem Tacho. Vorbei am 1.Verpflegungspunkt hinein in die folgende 12km Abfahrt und durch die ersten längeren Schlammpassagen. Ach ja, ich hatte am Vorabend nach dem R.King auch dem M.King Startverbot erteilt und den vorsorglich mitgenommenen Conti Edge aufgezogen. Welch weiser Entschluss. Im Gegensatz zu vielen Anderen hatte ich so eine recht gute Traktion. Einen schönen Abflug (ohne Folgen) baute ich allerdings auch mit ein, als ich recht euphorisch in einem Schlammloch eine 3er Gruppe überholte. Naja die Landung war weich und die Warnung verstanden. Im Tal angekommen ging es in den nächsten 8km Anstieg und ich sammelte auch meine ersten Laufmeter. Das letzte Stück führte über einen steilen schmierigen aber dichtbevölkerten Skihang hinauf auf den höchsten Berg des Bükk Gebirges. Dort ließ ich auch die 2. Verpflegung ungenutzt und bog in die folgende etwa 4km lange Abfahrt ein. Hier wurde es jetzt richtig ernst. Der Abschnitt war recht steil und sehr schlammig. Während man hier jede Menge zu Boden gehende Leute beobachten konnte gelang es mir auch mit etwas Glück unten heil anzukommen. Dort die verkrampften Arme kurz gelockert und hinein in Anstieg drei. Auf den folgenden 13km bergauf wurde die Strecke immer matschiger. Die nicht ganz so steilen Abschnitte ließen sich noch fahren aber immer öfter musste ich vom Rad und schieben. Die wenigen flachen Meter zwischendurch waren auch keine wirkliche Erholung. Oben angekommen machte ich den ersten Stopp an einer Verpflegung. Kurz danach folgte die Streckenteilung. Ein Blick auf den Tacho: 47km bei 16oohm. Puls und Beine waren in einem noch überraschend gutem Zustand und so ging es mit 3 weiteren Landstrecklern auf die restlichen 70km. Die folgende 14km ging es wieder runter ins nächste Tal. Die erste Hälfte derAbfahrt bestand fast nur aus Singletrails, teilweise recht technisch. Auf Grund des schmierigen Untergrundes hatten wir aber etliche heikle Situationen zu überstehen. Einer machte sich recht ordentlich lang und so waren wir unten nur noch zu dritt. Bis zur nächsten Verpflegungsstelle genoss ich einige Kilometer trockne Straße. Leider hatte sich das Ritzel mit Schlamm so zugesetzt, das mir die dicken Gänge fehlten und in Verbindung mit den hier schlecht rollenden Reifen verlor ich den Anschluss an die Anderen. Am Servicepunkt 5 füllte ich mir noch mal die Flaschen und Trikottaschen, während 2 Helfer das Ritzel und die Schaltung reinigten und ölten. Perfekter Service und der war auch nötig. Es ging wieder rein in den Wald und den Schlamm der jetzt immer mehr zu Morast wurde. Die folgenden 12km (700hm) ging es fast nur Berghoch. Etliches war gar nicht fahrbar. Runter vom Rad, rauf aufs Rad. Es wurde sehr zäh und mühsam somal sich die ersten Krämpfe meldeten. Irgendwann hatte ich es geschafft und bei Kilometer 75 ging es in die nächste lange Abfahrt. Die Bedingungen wurden immer bescheidener. Teilweise kam ich durch den mehr als knöcheltiefen Morast kaum noch durch. Es galt nur treten, treten ,treten ja nicht steckenbleiben. Allmählich wollten auch die Beine nicht mehr. Zum Glück erreichte ich dann den vorletzten Verpflegungspunkt. Hier bei KM 92 wäre es eigentlich gut gewesen für den Onkel Hans aber es waren ja noch 25 bis ins Ziel. Also noch mal gestärkt, das Rad hatten die Helfer auch wieder gangbar gemacht. Mit den letzten Kräften rein in den folgenden recht tiefen Bach und 300m gegen das Wasser getreten. Den nächsten 5km (500hm) langen Anstieg quälte ich mich teil fahrend teils laufend hoch. Spätestens hier oben war ich am Ende und wollte eigentlich nur noch irgendwie ins Ziel kommen. In der folgenden langen Schotterabfahrt hatte ich dann auch noch einen Krampf im linken Arm. Und so verlor ich kurz die Linie und legte noch einen schönen Abflug hier. Der Einschlag war recht ordentlich. Das Bike war zum Glück heil geblieben. Mit heftig schmerzender linker Körperhälfte ging es dann weiter und ich erreichte 10 km vor dem Ziel den letzten Servicepunkt. Also jetzt noch mal 4km Berghoch und der Blick auf den Tacho verriet mir das noch 400hm fehlen. Der letzte Anstieg hatte noch mal von Allem etwas. Steil, ganz steil,Schlamm, Morast, Geröll-wie gehabt. Fahren und Laufen hielten sich hier die Waage. Als ich dann endlich oben ankam war mir klar das ich das Rennen auch beende. Völlig im Arsch und unter allerlei Schmerzen und Krämpfen erreichte ich nach 7:37:13 h das Ziel. Das reichte am Ende zu Platz 10 in der AK (55.gesamt). Sieger würde übrigens der Schweizer Marathonprofi Andreas Kugler vom Multivan Merida Bike Team der für die 117km und 3300hm bei diesen üblen Bedingungen reichlich 5 Stunden benötigte. Einfach irre! Also dann noch was gegessen, Bike gewaschen, kalt geduscht und ab in die Unterkunft.
Zusammenfassend: Tolle Veranstaltung, alles mega freundlich, perfekter Service unterwegs (Verpflegung u. Technik), sehr anspruchsvolle 117km Marathonrunde durch einen landschaftlich reizvollen Nationalpark. Kann ich, vielleicht in Verbindung mit einem Kurzurlaub nur empfehlen.
Das war ja heiter ...
Am folgenden Morgen kam zur allgemeinen Erschöpfung dann auch die Grippe so richtig aus sich raus. Während es Heike langsam besser ging, lag ich bis Donnerstag krank auf dem Sofa. Da es passend zu meiner völligen Indispuniertheit auch die ganze Woche nur regnete, sagte ich das eigentlich geplante 2. Rennen am Samstag in Budapest ab. Zwischendurch hatte ich dann noch Heimatkontakt mit meinem "Schäääf" himself Udo. Einige SMS später musste ich umplanen. Am 19./20. Juni kein Erfurt-Marathon sondern doch das Heavy 24h vor der Haustür. Bis jetzt stehen nur Vereinskollege Sören G. und ich in der Meldeliste. Bin mal gespannt wer noch dazu kommt ...

1 Kommentar:

  1. 7:37 Stunden sind ja Wahnsinn. Das muss ja ein geiler Urlaub gewesen sein, so richtig schön erholt :-) Kurier Dich mal richtig aus.

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